Gesundheitssystem

Wo die Schulmedizin versagt

June 14, 20255 min read

Bevor jetzt ein Aufschrei durch die Reihen geht, dass ich hier die Schulmedizin verteufele und dass man das so ja auf keinen Fall behaupten kann, möchte ich als Erstes betonen, wie sehr ich die Schulmedizin für viele Dinge schätze! Ich bin unendlich dankbar für ihre Brillanz in allen akuten Belangen. Traumata in Folge von Unfällen (Knochenbrüche/offene Wunden etc.), Herzinfarkte, Schlaganfälle, akute, lebensbedrohliche Entzündungsprozesse und alles andere, was mit akuten Erkrankungen zu tun hat, sind nirgendwo besser aufgehoben als in der Schulmedizin. Wie oft schon habe ich mich innerlich tief verbeugt vor der Zuverlässigkeit, mit der z. B. Antibiotika eingesetzt werden können. Wie genial und mit welcher Präzision Operationen heutzutage durchgeführt werden. Wie schnell bestimmte Medikamente, wie Cortison, wirkliche Leiden in kürzester Zeit lindern können. Das ist phänomenal. Und ich persönlich würde nie und nimmer auf all diese Errungenschaften verzichten wollen!

Und jetzt kommt das große ABER: In einer Sache ist die Schulmedizin einfach nicht gut. Und zwar bei allem, was chronische Erkrankungen betrifft. Bis heute gibt es keinen nachhaltigen Lösungsansatz für beispielsweise Neurodermitis und andere Hautkrankheiten wie Psoriasis, Akne, Röschenflechte. Dinge wie Heuschnupfen/Allergien, Diabetes Typ II, Rheuma, Arthrose, Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin, Morbus Crohn, menopausale Beschwerden, Migräne, Schmerzen bei der Periode (wobei es sich hier nicht um Krankheiten handelt) und viele, viele mehr werden bis heute fast ausschließlich rein symptomatisch behandelt. Und ja, die Symptome sind medikamentös gut in den Griff zu bekommen. Mit Schmerzmitteln, Entzündungshemmern und gezielt abgestimmten Wirkstoffen gegen beispielsweise erhöhtes Cholesterin etc. Das ist auch nicht verkehrt, und es liegt mir fern, hier Kritik zu üben! Denn wir wollen ja alle möglichst schnell symptomfrei sein. Wenn chronische Erkrankungen lebensbedrohlich sein können, wie Diabetes Typ II oder anhaltend erhöhtes Cholesterin, dann sollten wir unbedingt rasch gegen potenziell fatale Folgen Medikamente einsetzen. Aber auf Dauer? Sollte es da nicht noch einen anderen Lösungsansatz geben als die Unterdrückung von klaren Signalen des Körpers? Jede Art von Symptom – egal ob ein leichtes Ziehen oder unerträgliche Schmerzen, egal ob „nicht ganz auf der Höhe“ oder chronische Fatigue, egal ob leicht laufende Nase oder massive Atemnot – ALLES sind unmissverständliche Signale unseres Körpers: „Hier stimmt etwas nicht!“ Ist es wirklich der richtige Weg, diese Symptome vom Tisch zu wischen, ohne an der Lösung der Ursache zu arbeiten? Aus meiner Sicht ist das ein Versagen unseres aktuellen Gesundheitssystems.

Mal ganz abgesehen davon, dass Medikamente auch IMMER Nebenwirkungen haben. Bei kurzfristiger Einnahme ist das noch nicht problematisch. Bei Dauermedikation hingegen schon. Und wenn man dann beginnt, die Nebenwirkungen mit weiteren Medikamenten zu behandeln, die auch wieder Nebenwirkungen haben, dann sind wir ruckzuck in einem Teufelskreis. Wie viele sind erschüttert, weil Eltern oder Großeltern täglich Tabletten schlucken wie Smarties. Aber so wie es zurzeit läuft, sind die meisten von uns bereits schnurstracks auf der Ziellinie genau dorthin.

Natürlich gibt es PatientInnen, die ihr Leben lang wirklich auf Medikamente angewiesen sind. Das steht außer Frage. Wenn ich mir die Gesellschaft aber so anschaue, dann sind das bei Weitem nicht so viele, wie aktuell unter Dauermedikation stehen.
Gesundheit ist kein Zustand, den man im Notfall repariert. Gesundheit bedeutet nicht, erst einzugreifen, wenn schon alle möglichen Alarmlampen brennen und es lebensgefährlich wird. Ich habe für mich noch keine abschließende Antwort auf die Frage gefunden, was Gesundheit wirklich bedeutet. Eins ist jedenfalls klar: So wie wir Gesundheit aktuell betrachten, entspricht das nicht meiner persönlichen Sichtweise und meinem Anspruch an Pflege, Wertschätzung und Versorgung unseres einzigen Zuhauses, das wir für dieses Leben geschenkt bekommen haben.

Viele Krankheiten entstehen nicht über Nacht. Aber die Medizin greift erst ein, wenn es brenzlig wird. Diabetes, erhöhtes Cholesterin, Bluthochdruck, Übergewicht, Schlafmangel, Erschöpfung – Warnzeichen, die über Jahre vielleicht kommentiert, aber im Grunde ignoriert werden, weil der Körper ja noch irgendwie funktioniert. Viel zu oft befinden sich PatientInnen in einer gesundheitlichen Abwärtsspirale, die man vor Jahren noch hätte aufhalten können. Irgendwann ist es aber einfach zu spät. Da kann man den Verfall vielleicht noch verlangsamen – und natürlich hervorragend die unangenehmen Symptome bekämpfen – aber ein Ausstieg ist nicht mehr möglich. Das finde ich schlicht falsch!

Aktuell gelten Symptome erst als behandlungsbedürftig, wenn sie einen gewissen, messbaren Wert über-/unterschreiten oder wirklich akut bzw. lebensbedrohlich werden. Gesundheit wird als Abwesenheit von Beschwerden verstanden. Das ist aus meiner Sicht aber viel zu kurz gedacht. Einen Hausbrand vermeidet man ja auch nicht, indem man die Feuerwehr für den Notfall auf Kurzwahltaste hat. Sondern indem man Kerzen löscht und den Herd abdreht, bevor man das Haus verlässt.

Prävention darf kein Luxusthema für Wellnessliebhaber mehr sein. Prävention ist der einzige Weg aus den besorgniserregenden Zuständen, die wir seit Jahren in unseren Gesundheitssystemen beobachten. Die aktuelle medizinische Versorgung braucht einen drastischen Richtungswechsel.
Als TCM-Therapeutin wird man schnell mal in die Hokuspokus-Ecke gestellt – leider immer noch, obwohl es mittlerweile unzählige Studien gibt, die die Wirksamkeit der TCM belegen. Früher hat mich das gekränkt, denn die Abwertung von etwas, wofür man mit Leib und Seele brennt, kann sehr verletzend sein. Heute sehe ich das ganz anders. Ich habe so viele positive Therapie-Erfahrungen beobachten dürfen, dass mich eine Einzelmeinung von Menschen, die sich nie mit der TCM auseinandergesetzt haben, nicht mehr trifft. Unqualifizierte Meinungs-Rülpser – anders kann man solche bewusst persönlichen Angriffe wohl nicht bezeichnen – muss man als TherapeutIn mit alternativem Ansatz nicht auf die innere Werte-Waagschale legen. Echten Austausch sowie an- und miteinander wachsen sollte das Ziel sein. Es gibt Gott sei Dank immer mehr ÄrztInnen, denen das bewusst wird und die mit alternativen TherapeutInnen kooperieren. Die erkennen, dass das Medizinstudium in einigen wesentlichen Bereichen schlicht nicht genug Wissen vermittelt hat. Die bereit sind, sich und ihren PatientInnen gegenüber einzugestehen, dass sie nicht die Antwort auf alle Fragen kennen, sondern erst die holistische Betrachtung von Krankheiten den maximalen Heilungserfolg bringen kann. Eine Kombination aus der Schulmedizin und TCM (oder anderen alternativen Therapiemethoden) hätte so viel Potenzial – sowohl für die Therapie von akuten Symptomen, aber eben auch für die Behandlung der Ursachen der Symptome. Wirkliche Heilung würde so viel greifbarer. Aber eben nicht erst, wenn die Hütte schon lichterloh in Flammen steht. Mein Wunsch wären multidisziplinäre Teams aus ÄrztInnen, OsteopathInnen, ErnährungsberaterInnen, Physio-/SporttherapeutInnen und PsychologInnen. UND – und dazu muss ich einen weiteren Blogbeitrag schreiben – ein Gesundheitssystem, das diesen Therapieansatz auch finanziert. Aber dieses Thema hebe ich mir für einen der nächsten Blog-Beiträge auf.

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