
Von Nutella-Broten zur TCM – ganz ohne Heiligenschein.
Hast du dich schon mal gefragt, warum es manchen Menschen so leichtfällt, gesund zu leben, während du schon damit kämpfst, nicht mehrmals pro Woche bei der Fast-Food-Kette zu landen? Bei all den Influencern sieht das immer sooooo leicht aus. Smoothie hier, gesunder Snack da, Salat und Kohlchips rauf und runter. „Du musst das nur so machen wie ich, und dann ist dein Leben perfekt.“ – so ein Unsinn. Mir rollen sich immer die Zehennägel auf, wenn ich das sehe.
Ich bin zwar keine Influencerin, aber selbst ich höre immer mal wieder: „Ja, für dich ist das ja auch leicht. Du bist eben diszipliniert. Ich bin so einfach nicht, und deshalb kann ich mich auch nicht gesund ernähren.“ Wir drücken mal kurz den Pausenknopf!
Ob es mehr oder weniger disziplinierte Menschen gibt, will ich heute gar nicht diskutieren. Denn aus meiner Sicht spielt das nur eine Nebenrolle. Als Erstes geht es mal darum, ohne eigene Verurteilung zu schauen: Wo stehe ich jetzt? Das ist übrigens echt hart! Niemand schaut gerne auf die eigenen Fehler und Schwächen. Theoretisch wissen wir alle, dass wir sie haben. Aber hinschauen – och nö – ein andermal …
Das Todschlagargument „Ich kann mich sowieso nicht ändern“ erspart uns diese wirklich unangenehme Erfahrung der Selbstreflexion. Leider wird dieser (Glaubens-)Satz uns aber keinerlei Veränderung ermöglichen.
(Nebenschauplatz: Ich hatte kürzlich eine Patientin, bei der ich spürte, wie sich innerlich alles auf Streik stellte, sobald ich das Wort „Veränderung“ in den Mund nahm. Veränderung ist für sie nämlich ganz schrecklich! Sie hasst Veränderungen und geht ihnen möglichst aus dem Weg. Wir haben uns dann auf den Begriff Verbesserung geeinigt. Theoretisch ist es klar, dass wir unser Leben zum Besseren verändern möchten. Wenn dein System beim Wort Veränderung allerdings schon streikt, kommt der Rest des Satzes überhaupt nicht mehr an. Also verwenden wir ab jetzt mal bewusst das Wort VERBESSERUNG anstatt Veränderung.)
Zurück zur möglichen Verbesserung und warum das bei manchen so leicht ausschaut. Als ich vor 25 Jahren mit der TCM-Ernährung angefangen habe, damals noch als Patientin, habe auch ich mich komplett überfordert gefühlt. Ich hatte das „Glück“, dass mein Gesundheitszustand mir wenig Optionen ließ. Ich hatte zwei Möglichkeiten: Entweder reiße ich jetzt das Ruder rum, oder es bleibt genauso besch… wie bisher. Mir ist diese Entscheidung damals leichtgefallen – ganz im Gegensatz zur Umsetzung.
Leider lassen sich viele von dieser unbequemen Anfangsphase abschrecken und geben schnell wieder auf. Auch ich stand über Wochen im Supermarkt, den Tränen nah, weil ich nicht mal mehr wusste, was ich denn einkaufen sollte – geschweige denn dann daraus kochen. Mir über Jahre lieb gewonnene Gerichte, sogenanntes Comfort-Food, waren schlicht Gift für mich. Und die haben mir unendlich gefehlt! Wie gerne hätte ich Nutella-Brote, Pizza, Schokolade etc. auch weiterhin gegessen. Für eine gewisse Zeit hat es sich angefühlt, als hätte Ernährung für immer ihren Genuss und die damit verbundene Freude verloren. Das war schrecklich. Was für dich jetzt vielleicht unglaublich klingt, ist, dass das nur kurze Zeit angedauert hat. Zumindest rückblickend.
Als ich mittendrin gesteckt habe, war es nicht schön. Das kann ich wirklich nicht anders sagen. Damals hätte ich mir so sehr gewünscht, dass jemand mich an die Hand nimmt und mich da durchbegleitet. Der mir erklärt, was die richtige Ernährung für mich ist. Ich war über Jahre mein eigenes Versuchskaninchen … Jemand, der mir gezeigt hätte, wie man OHNE Aufwand richtig gute Ernährung in ein Leben integriert. Das schlaue Gerede, was ich darf und was nicht, hat mich fertig gemacht. In meinem Kopf schrie es die ganze Zeit immer nur: „JA UND WIE SOLL DAS BITTE GEHEN?!? UND WAS IST MIT XYZ – DAS SOLL ICH JETZT ECHT FÜR IMMER WEGLASSEN?!?“
Jetzt ist meine Ernährung so viel spannender, als sie damals war. Sie ist viel bunter, genussvoller, abwechslungsreicher, spannender – eine echte Ressource für alles, was mir wichtig ist. Es ist ein so kraftvolles Gefühl, zu wissen, wie man für sich sorgen kann. Und zwar körperlich, geistig und seelisch. Aber es hat gedauert.
Was ich damit sagen will: Umstellung ist für niemanden leicht! Auch nicht für diejenigen, bei denen es auf den ersten Blick wie das Natürlichste der Welt aussieht. Ist sie deshalb unmöglich? Ein klares Nein. Es ist absolut möglich – und zwar für jede/n. Wichtig sind das eigene Tempo und eine Umstellung, die in dein Leben passt. Ich hatte damals nicht wirklich die Wahl, mein Tempo an mein Leben anzupassen. Das ließ mein Gesundheitszustand nicht zu. Vielleicht hat mir das den Weg geebnet, schneller auf die Zielgerade zu kommen.
Trotzdem habe ich Jahre gebraucht, um den für mich richtigen Weg zu finden. Und heute ist es wie meine zweite Haut. Denn nur weil wir wissen, WAS wir tun sollten, heißt das ja noch lange nicht, dass wir auch wissen, WIE wir es tun. Die Informationsflut im Internet, perfides Marketing für Schrott-Lebensmittel, unrealistische Versprechen zu Superfoods etc. machen es uns nicht leichter, überhaupt einen klaren Kopf zu behalten. Dazu kommen die großen und kleinen Stürme des Lebens, die wir alle kennen und vor denen niemand gefeit ist.
Habe ich hin und wieder Einbrüche? Ja klar! Denn wenn es in meinem Leben stürmt, dann fallen auch mir gewisse Dinge nicht mehr so leicht. Und dann? Dann atme ich tief durch – vielleicht auch mal ein paar Tage – und dann fange ich ganz langsam wieder an. Schritt für Schritt. Ich besitze nämlich etwas Magisches: Ein Schlüsselbund. Es gibt tatsächlich nicht den einen einzigen Schlüssel zum Erfolg. Man braucht mehrere, um auf verschiedenste Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Du brauchst Wege, die dir die richtige Entscheidung leicht machen. Niemand hat die Kraft, tagtäglich zu kämpfen.
Routinen ermöglichen dir, nicht immer wieder aufs Neue zwischen verschiedensten Optionen entscheiden zu müssen. Denn im Zweifelsfall wählen wir die schlechtere (weil sie auf den ersten Blick leichter wirkt).
Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt! Anstatt dich von den möglichen Hürden vom Loslegen abzuhalten, fang doch einfach mal an. Und zwar mit etwas, was dir leichtfällt.
Stolpern bedeutet nicht, dass wir unfähig sind. Es zeigt uns, welche Situationen uns zum Straucheln bringen. Mit einem klaren Blick auf die Gründe können wir sie in Zukunft immer besser vermeiden.
Lesen können wir, ohne darüber nachzudenken. Wir sehen Buchstaben und erfassen sofort ihre Bedeutung. Aber das hat uns mal jemand beigebracht! Such dir jemanden, der dir Ernährung beibringt! Am besten nicht jemanden, der dir nur erzählt, welche Lebensmittel ach so super sind, sondern jemanden, der dir erklärt, wie du gesunde Ernährung in deinen Alltag einbaust. Denn genau DAS ist, womit die meisten von uns kämpfen.
Ich hätte mir vor über 25 Jahren nichts mehr gewünscht als jemanden, der mich an die Hand nimmt, mich auf meinem Weg begleitet und mir den ein oder anderen Umweg erspart hätte. Diese Person habe ich damals nicht gefunden. Deshalb bin ich selbst zu dieser Person geworden und begleite nun Menschen, die sich jemanden an ihrer Seite wünschen. Schritt für Schritt gemeinsam in eine gesündere Zukunft.