Asia grüner Teller mit Besteck

Schwierigkeiten bei der Ernährungsumstellung

February 12, 20254 min read

Unsere Ernährung ist sehr viel mehr als das Zuführen von Nährstoffen. Sie verkörpert Zugehörigkeitsgefühl, Tradition, erfüllt emotionale Bedürfnisse. Sie wird sowohl von unserer Ursprungsfamilie geprägt als auch von dem persönlichen Umfeld, in dem wir uns unser Leben lang bewegen. Wenn wir uns in der Pubertät von unserer Ursprungsfamilie lösen, entwickeln sich zum ersten Mal ganz eigene Nahrungsmuster. Mahlzeiten werden nicht mehr von unserer Mutter, oder der Person, welche für die Mahlzeiten verantwortlich war, eingekauft und zubereitet. Wir verbringen mehr Zeit außerhalb der familiären 4 Wände, mit unseren Freunden oder mit in der ersten Beziehung. Man ernährt sich „unterwegs“. Beginnend beim Energy-Drink auf dem Weg in die Schule, der Topfengolatsche in der Pause, über die Extrawurst Semmel mit Softdrink am Mittag und womöglich noch ein Fast-Food-Restaurant am Abend. Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass solche Gewohnheiten ein Übermaß an Weißmehl und Zucker beinhaltet. Feuchte-Hitze Syndrome, wie man das in der TCM nennt, erkennbar durch die weit verbreitete Pubertätsakne, haben unter diesen Voraussetzungen ein leichtes Spiel. Der Schritt ins Berufsleben erleichtert eine bedarfsgerechte Ernährung meist nicht. Subjektiv fehlt die Zeit sich mit der Wahl, Beschaffung und Zubereitung von gesunden Mahlzeiten zu beschäftigen. Der Griff zu Fertiggerichten fällt leicht, während die Zusatzbelastung des selbst Kochens subjektiv eine unüberwindbare Hürde darstellt.

Insbesondere unser emotionales Verhältnis zu Essen lässt die besten Vorsätze schnell vergessen. Wenn wir uns jemanden wünschen, der uns tröstet oder wir einen Stimmungsaufheller brauchen, sind Süßigkeiten ein weit verbreitetes Trostpflaster. Das Eis, wie es mir meine Oma immer gekauft hat; die Chips, die ich mit Papa immer vor dem Fernseher gegessen habe; das Stück Kuchen, welches mich an viele glückliche Momente im Kreise von lieben Menschen erinnert. Wenn wir uns emotional unstabil fühlen, greifen wir allzu gerne zu Lebensmitteln, die uns Besserung versprechen. Da ist jeder gute Vorsatz innerhalb von Sekunden wegargumentiert – sollten wir uns überhaupt noch an ihn erinnern. Danach schämen wir uns oft für unseren wiederholten Ausrutscher. Und anstatt es als solchen zu betrachten, werfen wir gleich komplett das Handtuch.

Schafft man allerdings die ersten Schritte, bewirkt dies immer eine Verbesserung des Gesundheitszustandes. Beginnt man dann aber diese Besserung zu spüren, sind beispielsweise die Schmerzen deutlich besser, das Hautbild schön und klar, die Beweglichkeit der Gelenke zum Großteil wiedererlangt, die Verdauung hervorragend, fängt man an „schleißig“ zu werden. Man sieht die Dringlichkeit nicht mehr so sehr, etwas nachhaltig zu verändern. „Es geht mir doch gut!“ Und in kürzester Zeit haben sich die alten Muster wieder eingeschlichen. Die Beschwerden kommen zurück. Es ist bedauerlich und eine verlorene Chance, wenn KlientInnen sagen, sie hätten ja eine Ernährungsumstellung versucht, aber es habe ihnen nicht geholfen. „Eine Ernährungsumstellung ist einfach nichts für mich. Ich kann das nicht.“ Die Erkenntnis, dass chronische Krankheiten nicht mit kurzfristigen, zeitlich begrenzten Veränderungen für immer zu beseitigen sind, scheint für diese KlientInnen nicht greifbar.

Diejenigen hingegen, die sehen, wie gut ihnen eine Ernährungsumstellung tut, die aber bisher an der Umsetzung im Alltag scheitern, brauchen kleine, gut verdaubare Schritte, die sich leicht umsetzen lassen. Eine radikale Umstellung ist für die meisten Menschen nur kurzfristig machbar. Kaum jemand hält eine radikale Umstellung langfristig durch. Schafft man es als BeraterIn hingegen, die persönlichen Vorlieben in die Umstellung geschickt zu integrieren, und verpackt die Schritte in kleine Pakete, so steigen die Erfolgschancen. Die Erfolgserlebnisse motivieren weiterzumachen. Und man erkennt was besonders schwierig ist, bzw. womit man kaum bis gar nicht zurechtkommt. Hier ist es nötig als BeraterIn viele verschiedene Alltagstipps parat zu haben, aus denen die KlientInnen das für sie passende auswählen können. Besonders wichtig ist die Begleitung in der Übergangsphase zwischen dem Zeitpunkt, an dem das akute Unwohlsein verschwunden ist, die neue Ernährung aber noch nicht 100% zur Gewohnheit wurde. Hier werden KlientInnen oft nachlässig und verfallen schnell in die alten bzw. schlechten Gewohnheiten.

Da unser aller Leben sehr verschieden sind, reicht es nicht das warme Frühstück zu propagieren. Es braucht als Erstes ein Verständnis, was das Gegenüber morgens gerne isst: süß oder salzig? Wie viel Zeit hat die Person: ist sie alleinstehend oder muss morgens noch die ganze Familie versorgt werden? Ist die Person berufstätig? Wann beginnt der Arbeitstag? Um welche Art von Arbeit handelt es sich? Am Schreibtisch sitzend oder in Bewegung? All diese Komponenten sollten klar sein, bevor man Tipps und Rezepte kommuniziert, die ein warmes Frühstück ermöglichen. Eine berufstätige Mutter, die morgens kaum bis keine Zeit hat, braucht schnell Rezepte wie zum Beispiel Flocken, mit heißer Flüssigkeit aufgegossen, je nach Geschmack Kraftbrühe oder (Pflanzen-)Milch; eine Handvoll Nüsse, Sprossen oder Tofu drüber – fertig. Auch die Beratung rund um die Umsetzung sollte nicht zu kurz kommen. Geeignete Behälter, in denen man das warme Frühstück mitnehmen kann, sind eine große Hilfe. Die besagte Mutter wird sich vermutlich nicht morgens an den Tisch setzen und in Ruhe ihr Congee frühstücken. Im Büro hingegen aus dem Thermobehälter eine warme Mahlzeit zu sich zu nehmen, ist eher machbar.

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