
Vitamin D geht (fast) immer
Das Thema Vitamin D poppt bei mir immer wieder auf. Egal, ob in der Praxis mit Patient:innen, in meinem privaten Umfeld oder sogar bei mir persönlich. Das finde ich besonders spannend, weil ich eigentlich gar kein besonderer Freund von Nahrungsergänzungsmitteln bin. Mein Zugang ist eher, möglichst viel mit wirklich guter Ernährung abzudecken. Nahrungsergänzungsmittel kommen nur auf den „Speiseplan“, wenn es wirklich nötig ist. Bei Vitamin D ist das anders. Warum? Das habe ich mich auch gefragt und bin mal etwas tiefer in meine Gehirnwindungen spaziert, um das herauszufinden.
Bei viel Stress haben wir einen erhöhten Vitamin-B-Bedarf (unter anderem!). Sollten wir jetzt einfach mehr Vitamin B in Kapselform zu uns nehmen? Ich habe dazu eine ganz klare Meinung: Nein! Stattdessen sollten wir den Stress reduzieren! Zur Unterstützung in unvorhersehbaren Phasen macht es selbstverständlich Sinn, den eigenen Körper zu unterstützen und Vitamine zuzuführen. Warum ist das bei Vitamin D jetzt anders?
Erstmal muss man wissen, dass Vitamin D an sehr vielen essenziellen Abläufen in unserem Körper beteiligt ist. Ich langweile dich jetzt nicht mit den altbekannten Informationen, sondern möchte ein paar Bereiche anführen, die vielleicht noch nicht ganz so bekannt sind:
Beim Thema Osteoporose ist ein stabiler Vitamin-D-Spiegel vor allem in der Prävention das A und O! Was viele aber nicht wissen, ist, dass der Körper mit Vitamin D allein nicht viel anfangen kann – zumindest nicht, was unsere Knochen betrifft. Wir brauchen eine Kombination aus D und K. Wenn du supplementierst, dann unbedingt ein Kombipräparat nehmen!
Vitamin-D-Mangel spielt eine wichtige Rolle in der Zahngesundheit. Denn nicht nur unsere Knochen, sondern auch unsere Zähne (die in der TCM zu unseren Knochen gehören) profitieren von einem stabilen Vitamin-D-Spiegel. Sie bleiben widerstandsfähiger und kräftiger.
Myome sind in den meisten Fällen unproblematisch und verursachen keinerlei Beschwerden. Wenn sie allerdings wachsen, kann das sehr unangenehm werden. Insbesondere in den Wechseljahren haben Myome die Tendenz, deutlich an Größe zuzunehmen – um danach wieder etwas zu schrumpfen. Neben einigen anderen Aspekten spielt beim Wachstum von Myomen auch ein Vitamin-D-Mangel eine Rolle. Wenn bei dir also bereits in jungen Jahren Myome festgestellt wurden, solltest du unbedingt auf einen guten Vitamin-D-Spiegel achten. Das kann helfen, späteren größeren Problemen vorzubeugen.
Bei Depressionen spielt Vitamin-D-Mangel ebenfalls eine Rolle. Erstens direkt, da sich die Vitamin-D-Rezeptoren im Gehirn im selben Areal befinden, das für Depressionen ausschlaggebend ist. Und zweitens indirekt, da Vitamin D einen Einfluss auf unsere Darmflora hat. Und diese ist nicht nur bekanntermaßen für unser Immunsystem, sondern auch für unsere Stimmung mitverantwortlich.
Jetzt im Mai, wo langsam die Sonne hinter den Wolken hervorschaut und die Tage spürbar länger und wärmer werden, scheint das Thema Vitamin D für die meisten von uns vollkommen irrelevant. Vitamin-D-Mangel assoziiert man mit Winter, Dunkelheit, kurzen, grauen Tagen. Da spielt uns unser Gehirn leider einen Streich!
DENN – über 30 % der Bevölkerung haben dauerhaft einen Vitamin-D-Mangel, am Ende des Winters sogar fast 60 %! Das sind verdammt viele! Vor einigen Jahren wurde der Vitamin-D-Grenzwert von 20 auf 30 µg/l erhöht. Dadurch hatte plötzlich fast jede:r einen Vitamin-D-Mangel… Ein guter Spiegel bewegt sich zwischen 30 und 50 µg/l. Ich persönlich kenne niemanden, der bei einem normalen Alltag mit Büroarbeit und ohne sehr viel Gartenarbeit einen solchen Spiegel rein durch Sonnenlicht erreichen kann.
Wenn mir meine Patient:innen ihre Blutwerte präsentieren, schaue ich immer auf ein paar Schlüsselwerte. Der Vitamin-D-Spiegel gehört immer dazu. Und es gibt kaum jemanden, dem ich nicht empfehle, hier zu supplementieren – sogar im Sommer! Die meisten von uns verwenden sinnvollerweise Sonnencreme, die aber auch einen Einfluss auf die körpereigene Produktion von Vitamin D hat. Die Sonnenstrahlen können nicht so tief in unsere Haut eindringen, und deshalb produzieren wir nicht so viel Vitamin D, wie wir vielleicht glauben.
Bei der jährlichen Blutuntersuchung sollte Vitamin D immer mit überprüft werden. Im Zweifelsfall erinnere deine:n Ärztin/Arzt daran – jeder kann mal etwas vergessen. Tatsächlich kann man im Internet auch Selbsttests kaufen. Diese funktionieren ähnlich wie Insulintests, die man früher von Diabetiker:innen kannte: ein Piks in den Finger, Blutstropfen auf den Teststreifen – und schwuppdiwupp hat man das Ergebnis. Natürlich sind diese Tests nicht so genau wie ein Laborwert, aber für zwischendurch sind sie super geeignet. Besonders, wenn man Sorge hat, Vitamin D überzudosieren – wobei das wirklich schwierig ist.
Von einer echten Vergiftung spricht man bei über 100 µg/l. Da muss man schon sehr lange sehr hoch supplementieren, um diesen Wert zu erreichen!
Letztes Jahr brauchte die Boulevardpresse wohl mal wieder einen Angstmacher und hat einen Artikel darüber veröffentlicht, dass man von Hafermilch unbedingt die Finger lassen müsse. Denn da sei ja Vitamin D drin, und das Risiko einer Vergiftung wäre zu hoch – so ein Quatsch! Die Menge an Hafermilch, die man trinken müsste, um Vitamin D überzudosieren, würde vorher so viele andere Symptome verursachen. Man müsste sich garantiert eher übergeben, ob der vielen Liter Flüssigkeit, bevor der Vitamin-D-Spiegel so stark ansteigt. Nun ja, auch Angst ist eine Art Nervenkitzel, und einige Menschen stehen ja drauf…
Jedenfalls macht es total Sinn, den eigenen Vitamin-D-Spiegel gut im Auge zu behalten. 30 µg/l sollten der angestrebte Mindestwert sein. 50 µg/l wären genial. Alles dazwischen ist prima. Gerne das ganze Jahr supplementieren und unbedingt auf ein Kombipräparat aus Vitamin D UND K achten.